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Konventionelle Energien: Atomkraft

Atomenergie - eine saubere, sichere, umweltfreundliche Sache. Kompakte Energieerzeugung auf kleinstem Raum, ein paar Kilogramm Uran erzeugen Energie für Millionen Menschen. Klingt toll, oder?

Vielleicht gibt es aber trotz allem ein paar Risiken und Nebenwirkungen - vielleicht sollte man einmal tiefer blicken und nachdenken. Gerade in den 2020er Jahren wird Atomstrom plötzlich von manchem als klimafreundliche Alternative angepriesen, aber waren da nicht noch ein paar klitzekleine andere Probleme...
 

Problem: Atomstrom ist nicht CO2-frei

Die Aussage, dass Atomstrom CO2-neutral oder CO2-frei sei, stimmt definitiv nicht. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass Atomstrom CO2 ärmer als z.B. Strom aus Kohle oder Erdgas ist. Aber warum absolut nicht CO2-frei oder CO2-neutral?

Man denke nur mal an
  • die Tausenden Tonnen Beton, die für ein Kernkraftwerk verbaut werden
  • die tausenden Tonnen Stahl, die ebenfalls benötigt werden
  • diverse andere Rohstoffe, die benötigt werden
  • den Aufwand beim Uran-Abbau
  • den Aufwand für die Entsorgung alter Brennstoffe
  • den Aufwand beim Rückbau, der früher oder später kommt

Und das sind nur einige große Beispiele, wo eben auch bei Atomkraft CO2 ins Spiel kommt, was leider nur all zu oft verschwiegen wird...
 

Problem: Radioaktiver Abfall

Hauptproblem der ganzen Atomkraft ist aber mit Sicherheit der hochradioaktive und lebensgefährliche Abfall, der in Atomkraftwerken entsteht und für den es bis heute keine Lösung gibt. Der Abfall wird auf Jahrtausende hin, teilweise noch länger strahlen und muss entsprechend sicher verwahrt werden. Im Moment gibt es nicht mal ansatzweise eine ernsthafte Idee, wie das sicher realisiert werden kann. "Einfach vergraben" ist nicht so einfach, wie man denkt. Was, wenn der Atommüll mit Kontakt von Grundwasser kommt, was wenn Erdbeben ihn freisetzen, was, wenn Terroristen ihn ausgraben und missbrauchen? Es gibt leider viele Szenarien und viel viel mehr Probleme als Lösungen.

Problem: Herkunft der Brennstoffe - der Mythos der Unabhängigkeit

Atomkraft ist sicher keine deutsche, nicht einmal eine europäische Energie. Man ist hierfür auf einige wenige externe Herkunftsländer angewiesen: Kasachstan, Kanada, Namibia und Australien produzieren zusammen bereits mehr als 2/3 der weltweiten Uran-Produktion, Usbekistan, Niger, Russland, China, Ukraine, Indien, Südafrika, Iran, Pakistan, Brasilien produzieren den Rest. Die USA sind mit einem kleinen Anteil von 2-3% der Weltproduktion dabei, in Europa schlossen die letzten Uran-Bergwerke in Tschechien und Rumänien 2016.

Man kann also auch hier auf jeden Fall sagen, dass man auch bei dieser Energieform wieder auf Importe aus dem Ausland angewiesen ist.

Problem: Gefahr in Kriegen

Wer würde denn im Krieg ein Atomkraftwerk angreifen? Da gibt es doch Regeln, dass das nicht passiert. Wer das so munter meint, hat nicht kapiert, dass Regeln im Krieg leider oft nicht das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt sind. Spätestens als Russland im März 2022 das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja angegriffen hat, wurde dies vielen schlagartig klar. Ob Absicht oder Versehen ist in so einem Fall eigentlich dann auch völlig egal: wenn es zur Katastrophe kommt, kommt es zur Katastrophe.

Problem: Produktion von atomwaffenfähigen Material

Das Material für Atomwaffen findet sich nicht einfach in der Natur, es muss künstlich hergestellt werden. Man kann entweder Uran anreichern oder aber Plutonium verwenden, das als Nebenprodukt in bestimmten Typen von Atomkraftwerken anfällt. Die Produktion von Plutonium ist hierbei vergleichsweise einfach.

Problem: Gefahr durch Terrorismus - Angriff auf Atomkraftwerke

Spätestens wenn es um Terroristen geht, sind eh jeglichen Regeln für die Katz. Anschläge oder Sabotage von Atomkraftwerken spielt in der wirren Gedankenwelt von Extremisten vermutlich eine beliebte Rolle - ließe sich doch damit leider wirklich wunderbar "Terror" verbreiten.

Problem: Gefahr durch Terrorismus - "Schmutzige Bomben"

Aber auch aus Atommüll, egal ob leicht, mittel oder starkradioaktiv lässt sich hervorragend eine Bombe bauen: eine sogenannte schmutzige Bombe. Das hat nichts mit einer Atombombe zu tun, es ist eine "normale" Bombe, der radioaktive Stoffe beigemischt werden, um bei einem Anschlag die Gegend radioaktiv zu verstrahlen. Jeglicher Atommüll - und wir erinnern uns: ja den gibt es leider - ist dafür leider geeignet.

Problem: Gefahr durch Naturkatastrophen

Tsunamis und Sturmfluten

Seit dem Reaktorunglück in Fukushima muss man dies denke ich nicht weiter vertiefen: eine der größten Nuklear-Katastrophen war durch einen Tsunami ausgelöst worden, mit dem die Planer in dieser Stärke schlichtweg nicht gerechnet hatten.

Erdbeben

Waldbrände

Problem: Gefahr durch menschliche Fehler

Menschliches Versagen führte zu vielen der bisherigen Atomkatastrophen oder zumindest verhinderten menschliches Fehler den richtigen Umgang mit Notfallsituationen und führten somit zur Katastrophe. Manche Regierungen und Atomkraftbetreiber nutzen dies, um zu betonen, dass die Kraftwerke an sich sicher wären, dass nur der Mensch das Problem gewesen sei. Es ist aber merkwürdig, dass ihnen dabei gar nicht auffällt, wie widersprüchlich dies ist. Kein Kernkraftwerk dieser Welt läuft ohne menschliches Personal und voll automatisierte Atomkraftwerke wird es vermutlich auch nie geben, d.h. umgekehrt aber auch: der menschliche Faktor kann immer (!) ein Problem darstellen und lässt sich nicht einfach mal so separat behandeln.

Problem: Was passiert, wenn der Strom ausfällt?

Ein auf den ersten Blick merkwürdiges Problem ist, dass Atomkraftwerke sehr von Strom abhängig sind, um zu funktionieren. Produziert nicht jedes Atomkraftwerk selbst genug Strom?

Ganz so einfach ist es leider nicht. Ein Atomkraftwerk kann man z.B. nicht einfach abstellen: die Kernbrennstäbe müssen ständig weiter gekühlt werden und dazu braucht es Strom! Strom von extern. Ohne Kühlung kommt es schon nach kurzer Zeit zur katastrophalen Kernschmelze.

Problem: Fehlende Kühlmöglichkeiten in Dürreperioden

Klimwandel oder einfach "nur mal eine Dürre": ehrlich gesagt: in dem Fall egal: wenn ein Fluss, der ein Atomkraftwerk kühlt, kein oder zu wenig Wasser hat, gibt es kein Kühlwasser und das Atomkraftwerk hat ein ganz schönes Problem: da hilft dann nur abschalten (was so einfach gar nicht möglich ist) oder zumindest die Leistung massiv drosseln.

Frankreich musste dies im Hitzesommer 2022 massiv erfahren - der Atompark der Grand Nation musste landesweit auf einen Bruchteil der üblichen Leistung gedrosselt werden.

Problem: Kosten und Subventionen

"Atomstrom ist billig" ist immer wieder ein beliebtes Argument der Atomkraftbefürworter. Ist er das wirklich? Oder wird er es nur durch gewaltige Subventionen? Seit Beginn der Atomenergie hat der Deutsche Staat laut einer Aussage des Bundestages ca. 170 Milliarden Euro Subventionen an die Atomkraft gezahlt.

Und kleiner Fun-Fact: wer bezahlt die Subventionen am Schluß: wir alle durch Steuern - so funktioniert ein Staat nun mal.
Wer haftet eigentlich, wenn was passiert?
Seit 2002 schreibt das Atomgesetz in Deutschland eine Deckungssumme von 2,5 Milliarden Euro vor, die die Betreiber im Falles eines Unfalles bereitstellen müssen. 2,5 Milliarden - klingt doch super? Ist aber denkbar wenig. Experten rechnen im Fall einer atomaren Katastrophe im dicht besiedelten Deutschland mit Kosten von mehreren Billionen Euro. Also "unwesentlich" mehr. Ach 2,5 Milliarden reichen doch? Wirklich? Als kleiner Vergleich: die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 hat nach Schätzungen der Versicherer Schäden in Höhe von 33 Milliarden Euro verursacht.

Wer zahlt also im Zweifelsfall: Für nicht gedeckte oder nicht erfüllbare Schadenssummen bis zu diesem Betrag haftet nach § 34 Atomgesetz der Bund, sprich die Allgemeinheit. Versicherungsgesellschaften weigern sich bis heute, Atomkraftwerke zu versichern - wieso denn bloß? Es gibt Schätzungen, dass Atomstrom 40x teurer würde, alleine, wenn die Kraftwerke realistische Haftpflichtversicherungen abschließen müssten....

Problem: Unfälle beim Transport

Abfälle aus Atomkraftwerken und verbrauchte Brennstäbe müssen über kurz oder lang vom Kraftwerk abtransportiert werden. Egal, wie vorsichtig man dabei auch sein mag: es drohen immer Unfälle!

Problem: Endlichkeit der Brennstoffe

Atomkraftwerke benötigen fortlaufend Brennstoff. Auch wenn es nicht so oft thematisiert wird: auch die verfügbaren Atombrennstoffe sind endlich. Man geht zwar davon aus, dass mit den aktuellen Technologien noch für 60-100 Jahre Brennstoffe vorhanden sind, mit anderen Technologien in Atomkraftwerken darüberhinaus noch viel viel länger. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem die Uran-Vorräte weltweit aufgebraucht sein werden.

Problem: Aufwändiger Rückbau und Abbau von Atomkraftwerken

Irgendwann kommt jedes Kraftwerk an das Ende seiner Lebenszeit. Und dann? Kurz gesagt: es ist nicht einfach, es ist aufwändig und teuer, ein altes Atomkraftwerk fachgemäß rückzubauen und zu entsorgen - ein Aspekt der leider auch nicht oft beleuchtet wird, wenn die Atomkraft als billige, sichere Energieform angepriesen wird.

Problem: Monopol der zentralen Energieerzeugung

Ein weiterer Punkt: Kernkraftwerke sind extrem komplexe Anlagen, die sich in der Hand von einigen wenigen Monopolisten befinden. D.h. letztendlich profitieren im Verhältnis nur sehr wenige Menschen von der Energie, die in einem solchen Kraftwerk erzeugt wird. Das mag nicht jeden stören, aber z.B. die Solar-Energie ermöglicht es zig Millionen Menschen zu Energie-Erzeugern zu machen, die dann auch alle finanziell davon profitieren.

Diese alternative Energie kann sicher deutlich mehr dazu beitragen, Wohlstand besser zu verteilen, Gesellschaften gleicher zu machen, und auch auf Dauer zu befrieden. Auch das ist ein Aspekt, den man leider nicht so oft zu hören bekommt, der aber definitiv vorhanden ist.
Wie es eigentlich funktioniert....

Das ganze einmal sehr vereinfacht dargestellt: Atomkraftwerke sind eigentlich wie gute alte Dampfkraftwerke, nur dass hier nicht Kohle, Holz oder Öl heizt, sondern Atomkraft. Was bedeutet das: eingeschlossen im Reaktor ist ein radioaktiver Brennstoff platziert. Dieser wird mit Neutronen beschossen. Hierdurch entsteht eine Kettenreaktion, der Brennstoff zerfällt und gibt dabei ungeheuer viel Hitze ab. Diese Hitze verdampft Wasser, der Wasserdampf treibt eine Turbine an, Strom entsteht......

Die weithin sichtbaren großen Türme sind übrigens tatsächlich nicht der Reaktor selbst sondern Kühltürme. Hierin wird der heiße Dampf wieder abgekühlt. Der "Rauch" aus den Schornsteinen ist also tatsächlich nur Wasserdampf.

Für alle, die es genauer wissen möchten:

Was passiert weltweit in Sachen Atomenergie?

Deutsches Atomkraftwerk

Belgien

China

Europa

Frankreich

Ghana

Großbritannien

Podcasts   :::   spannendes hören

Indien

Japan

Österreich

In Österreich gibt es keine aktiven Atomkraftwerke. Das 1978 fertiggestellte Atomkraftwerk Zwentendorf ging nie in Betrieb, seit 1999 ist sogar in der Verfassung verankert, dass es keine Atomkraftwerke in Österreich geben darf.

Russland

Schweden

Schweiz

Slowakei

Sudan

Ukraine

USA

Vereinigte Arabische Emirate

 

Flüssig-Salz-Reaktoren ("Thorium-Reaktoren")

 

Links - Contra Atomkraft

Links - Pro Atomkraft

Warum diese Links? Ich finde, jeder soll sich selbst ein Bild machen können - das ist nur fair. Meine persönliche Meinung wird in dieser Seite denke ich schon deutlich genug klar.
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